Von sich hören las­sen in der Flücht­lings­kri­se – Kir­che als Hoff­nungs­si­gnal

Das zen­tra­le The­ma des Jah­res 2015 ist ohne Zwei­fel die Flücht­lings­kri­se. Kein The­ma beschäf­tig­te Poli­tik, Land und Medi­en so stark wie der Anstrom der Flücht­lin­ge. Auch wenn sich viel Posi­ti­ves tut, das Lager der Skep­ti­ker war wohl sel­ten so laut­stark wie jetzt. Zau­dern hat eine grö­ße­re Lob­by als die Zuver­sicht. Im Ange­sicht der außer­or­dent­li­chen Her­aus­for­de­run­gen könn­ten gera­de die Kir­chen zu wich­ti­gen Bot­schaf­tern der Hoff­nung wer­den.

“Tue Gutes und rede dar­über…” 2.0

Sehr viel frei­wil­li­ges Enga­ge­ment wird in Deutsch­land von den loka­len Kir­chen­ge­mein­den auf­ge­bracht und koor­di­niert. Die Kir­chen bewäl­ti­gen vie­le wich­ti­ge Auf­ga­ben unbü­ro­kra­tisch und auf­op­fe­rungs­voll – und meis­tens ohne es laut hin­aus zu posau­nen. Das ist zuerst ein­mal aller Ehren wert. Aber es könn­te auch eine ver­ta­ne Chan­ce sein, wert­vol­le Impul­se zu setz­ten.

Gutes zu tun, und dar­über zu reden, ist die klas­si­sche Weis­heit zum The­ma Öffent­lich­keits­ar­beit. Kir­chen besit­zen meis­tens jedoch eine gewis­se Scheu, von sich selbst zu spre­chen über den Gemein­de­brief hin­aus. Doch gera­de die Sozia­len Netz­wer­ke bie­ten die Mög­lich­keit, das eige­ne Han­deln unauf­dring­lich, aber trotz­dem ver­nehm­bar in die Öffent­lich­keit zu tra­gen.

Dafür gibt es neben der “Wer­bung” auch noch einen wei­te­ren guten Grund: die Mit­glie­der haben ein Recht auf Rechen­schaft, was mit ihren Kir­chen­steu­ern geschieht. Eine regel­mä­ßi­ge Infor­ma­ti­on schafft so Trans­pa­renz, über­zeugt und bin­det ein. Aber auch dar­über hin­aus hat Kirchen-PR in der Flücht­lings­kri­se durch­aus ihren Sinn.

Es geht um mehr, als nur Eigen-Werbung

Natür­lich macht sozia­les Enga­ge­ment die Kir­che “sexy”. Immer wie­der zeigt sich, dass sozia­les Han­deln eine zen­tra­le Erwar­tung an deut­sche Groß­kir­chen ist. Eine selbst­be­wuss­te Kom­mu­ni­ka­ti­on des­sen, was man leis­tet, bewirkt jedoch viel mehr als blo­ße Image­po­li­tur: Erfolgs­sto­rys sind eine Wun­der­waf­fe gegen den Chor der Skep­ti­ker.

Wenn Kir­chen gut und wahr­nehm­bar über ihr Enga­ge­ment spre­chen, dann ver­deut­li­chen sie, dass “wir das schaf­fen” kön­nen. Sie setz­ten Hoffnungs-Impulse und stel­len das Gelin­gen dem Strom der Kom­men­ta­re ent­ge­gen, die das Schei­tern an die Wand malen. Wie kann dies aus­se­hen?

Das klei­ne Licht vor dem gro­ßen Bild

Eine mög­li­che Sto­ry geht wie von selbst aus den täg­li­chen Mel­dun­gen der Medi­en her­vor:

  • Pro­blem: Unge­fähr eine Mil­li­on Men­schen sucht in die­sem Jahr Hil­fe in unse­rem Land. Vie­le Jour­na­lis­ten spre­chen von einer Her­aus­for­de­rung im Grö­ßen­ver­hält­nis der Wie­der­ver­ei­ni­gung.
  • Kom­pli­ka­ti­on: Die Zahl der Skep­ti­ker wächst rasant, die Kom­mu­nen jam­mern, man­che Minis­ter­prä­si­den­ten noch mehr. Es ist nur noch von Flücht­lingskri­se die Rede. Das “Wir schaf­fen das” der Kanz­le­rin wird immer öfter ange­zwei­felt.
  • Licht­blick: Ein Erfolgs­bei­spiel der Gemein­de ver­deut­licht, dass es berech­tig­ten Grund zur Hoff­nung gibt.

Die­se Sto­ry lässt sich als Roter Faden in vie­le klei­ne Bei­trä­ge her­un­ter bre­chen und varia­bel erzäh­len. Man kann über die eige­nen Pro­jek­te berich­ten, Teil­neh­mer und Ehren­amt­li­che zu Wort kom­men las­sen oder klei­ne Erfolgs­ge­schich­ten in den Raum stel­len. Dies könn­te unter ande­rem so aus­se­hen…

Ein Rezept-Versuch

Mei­ne Kir­chen­ge­mein­de bie­tet einen Deutsch­kurs an. Ein “Deutsch als Fremdsprache”-Lehrer wur­de enga­giert und unter­stützt von vie­len Frei­wil­li­gen ler­nen Flücht­lin­ge wöchent­lich Deutsch.  Gemein­sa­mes Kochen und Ein­zel­be­treu­ung zwi­schen den Stun­den inklu­si­ve. Der Kurs ist völ­lig aus­ge­bucht.

War­um nicht einen Flücht­ling inter­view­en? Wie er oder sie Deutsch­land erlebt? Was ihm/ihr hier gefällt? Und war­um sie/er nun deutsch lernt. Zitier­wür­di­ges ist garan­tiert dar­un­ter.

Genau­so könn­te aber auch der Deutsch­leh­rer oder die Ehren­amt­li­chen zu ihren Erfah­run­gen inter­viewt wer­den. Und nach der abschlie­ßen­den Sprach­prü­fung ist eine Erfolgs-Meldung auch kei­ne auf­dring­li­che Selbst­dar­stel­lung auf Face­book.

Auch neu­ge­fun­de­ne Freund­schaf­ten eig­nen sich sehr gut dafür, zu ver­deut­li­chen, dass man vor den neu­en Nach­barn kei­ne Angst haben muss.

Dabei steht die gan­ze Aus­wahl an Medi­en zur Ver­fü­gung: Video­clips, Fotos, Por­traits ver­se­hen mit Zita­ten oder auch nur rei­ner Text. Am bes­ten im Mix. Zum Bei­spiel ein Por­trait mit Spruch zusam­men mit dem Link auf die Gemein­de­home­page und ein­lei­ten­dem Text auf Face­book pos­ten. (“Anni­ka, 35, enga­giert sich ehren­amt­lich im Sprach­kurs unse­rer Gemein­de. Lesen Sie hier, was sie dabei erlebt”)

Wofür man sich auch immer ent­schei­det – die Sto­ry soll­te über Eigen­lob hin­aus gehen. Dann macht die Gemein­de nicht nur von sich hören, son­dern setzt auch Akzen­te in der Gesell­schaft. Beglei­tet von ande­ren Hoff­nungs­si­gna­len kann Kir­che so dafür sor­gen, dass vor Ort die Zuver­sicht eine star­ke Lob­by erhält.

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Bild­quel­le:

Micha­el Schwar­zen­ber­ger HIER unter CC0 Public Domain

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